Mechanische Schließzylinder nach DIN EN 1303

Mechanische Schließzylinder müssen bestimmte Anforderungen an Qualität und Sicherheit erfüllen. Ob ein Produkt diesen entspricht, lässt sich anhand von DIN- und EU-Normen erkennen. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die DIN EN 1303 Baubeschläge – Schließzylinder für Schlösser – Anforderungen und Prüfverfahren sowie über weitere wichtige Normen für mechanische Schließzylinder.

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Grundlagen: DIN- und EU-Normen

DIN- und EU-Normen gewährleisten die Qualität, Sicherheit und Kompatibilität von Produkten und Prozessen. Das bedeutet: Produkte und Prozesse, die diese Normen erfüllen, werden den gängigen Anforderungen an Haltbarkeit, Funktionalität und Sicherheit gerecht. Im Fall von Schließzylindern beinhalten diese Anforderungen unter anderem Aspekte wie Robustheit, Manipulationsschutz und Widerstandsfähigkeit gegen Aufbruchversuche und andere Sicherheitsmerkmale.

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) legt die DIN-Normen fest und setzt sich aus Vertretern von Industrie, Wissenschaft, Verwaltung und Verbrauchern zusammen. Diese verabschieden die erarbeiteten Normen nach einem transparenten Verfahren. Dessen Einhaltung ist oftmals gesetzlich vorgeschrieben oder wird von Regulierungsbehörden, zum Beispiel für die Zulassung eines Produkts, gefordert. Für Verbraucher sind DIN- und EU-Normen vertrauenswürdige Richtlinien, an denen sie sich orientieren können.

Gut zu wissen 

Für die Normung auf EU-Ebene (EN-Normen) ist das Europäische Komitee für Normung (CEN) zuständig. Dabei entwickelt es die Normen gemeinsam mit dem Europäischen Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) und dem Europäischen Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI).

DIN EN 1303 Baubeschläge – Schließzylinder für Schlösser – Anforderungen und Prüfverfahren

Die DIN EN 1303 legt fest, welche Anforderungen mechanische Schließzylinder erfüllen müssen und mit welchen Prüfverfahren diese getestet werden. Dazu gehören Anforderungen an die…

  • …Konstruktion, 
  • …verwendeten Materialien,
  • …Sicherheit gegenüber Angriffen und Manipulationsversuchen,
  • …Haltbarkeit und 
  • …Lebensdauer.

Die ursprüngliche DIN EN 1303 stammt aus dem Jahr 1998. Nach einigen Anpassungen heißt diese heute DIN EN 1303/2015. Sie umfasst einen achtstelligen (statt siebenstelligen) Klassifizierungsschlüssel. Jede der acht Stellen dieses Schlüssels gibt eine spezifische Eigenschaft des Produkts in einer bestimmten Kategorie an. Dabei sind einige der Stellen in unterschiedliche Klassen aufgeteilt, die die jeweilige Eigenschaft genauer definieren:

  • 1. Stelle: Gebrauchsklasse (eine Klasse)
  • 2. Stelle: Schließzyklen/Dauerhaftigkeit (drei Klassen)
  • 3. Stelle: Türmaße (keine Klassifizierung)
  • 4. Stelle: Verwendung an Feuer-/Rauchschutztüren (drei Klassen)
  • 5. Stelle: Betriebssicherheit (keine Klassifizierung)
  • 6. Stelle: Korrosionsbeständigkeit und Temperatur (vier Klassen)
  • 7. Stelle: Verschlusssicherheit (sechs Klassen)
  • 8. Stelle: Angriffswiderstand (fünf Klassen)

Die achtstellige Klassifizierung der DIN EN 1303/2015 im Überblick

Ein Schließzylinder muss nach sechs von acht Stellen klassifiziert werden, zum Beispiel nach der Verschlusssicherheits- und Angriffswiderstandsklasse. 

1. Gebrauchsklasse

Diese Kennziffer definiert den Anwendertypen des Schließzylinders. Die Norm geht von einem Anwender mit hoher Motivation zur Sorgfalt und geringer Wahrscheinlichkeit einer missbräuchlichen Betätigung aus.

2. Schließzyklen/Dauerhaftigkeit

Schließzylinder müssen mit einem neuen Originalschlüssel eine bestimmte Anzahl an Schließzyklen erbringen. Diese Kennziffer gibt an, wie viele Zyklen notwendig sind:

  • Kennziffer vier: 25.000 Zyklen
  • Kennziffer fünf: 50.000 Zyklen
  • Kennziffer sechs: 100.000 Zyklen

3. Türmaße

Diese Kategorie ist für Schließzylinder nicht relevant, deshalb erfolgt nach dieser Kategorie keine Prüfung.

4. Verwendung an Feuer-/Rauchschutztüren

Drei Klassen der Feuer- und Rauchschutzfähigkeit sind festgelegt. Ein Zylinder mit dem Klassifizierungswert „0“ ist nicht für den Einsatz in Feuer- und Rauchschutztüren zugelassen. Die Kennzeichnung „A“ zeichnet Zylinder aus, die Rauchschutztüren eingesetzt werden können. Der Schmelzpunkt der in diesen Zylindern verbauten Werkstoffen muss mindestens 300° C betragen. Bei der Kennzeichnung „B“ können Zylinder auch in Feuerschutztüren eingesetzt werden. Zylinderbauteile, die die Ausbreitung von Bränden verhindern müssen einen Schmelzpunkt von 850° C haben.

5. Betriebssicherheit

Auch diese Kategorie ist für Schließzylinder nicht relevant, deshalb sind hierfür keine Anforderungen aufgeführt.

6. Korrosionsbeständigkeit

Die Korrosionsbeständigkeit von Schließzylindern wird in einer Testkammer mit einem Salzsprühnebel überprüft. Je nach Art und Ausmaß der Korrosions- und Temperaturbeständigkeit können die Kennziffern 0, A, B oder C vergeben werden. Das bedeuten die Kennziffern:

  • Kennziffer 0:
    keine Korrosionsanforderung, keine Temperaturanforderung
  • Kennziffer A:
    hohe Korrosionsbeständigkeit, aber keine Temperaturbeständigkeit
  • Kennziffer B:
    keine Korrosionsbeständigkeit, aber Temperaturbeständigkeit von –25 bis +65 Grad Celsius
  • Kennziffer C:
    hohe Korrosionsbeständigkeit und Temperaturbeständigkeit von –25 bis +65 Grad Celsius

7. Verschlusssicherheit

An der siebten Stelle steht die Kennziffer eins bis sechs für die Verschlusssicherheit, die sich aus einer Kombination mehrerer Anforderungen ergibt. Zu den Verschlusssicherheitsklassen gehören…

  • …die Mindestanzahl der effektiven Verschiedenheiten, 
  • …die Mindestanzahl der beweglichen Zuhaltungen sowie 
  • …die maximale Anzahl gleichtiefer Stufen und gleichtiefer Stufen nebeneinander.

8. Angriffswiderstand

Auch die Kennziffer an der achten Stelle ergibt sich aus einer Kombination von mehreren Anforderungen. Hierbei muss der Zylinder einer Reihe an standardisierten Angriffen überstehen. Unter anderem muss der Zylinder folgenden Angriffen widerstehen:

  • Aufbohren des Zylinders
  • Schläge mit einem Meißel
  • Herausziehen des Zylinderkerns

Je nachdem, ob und wie lange der Zylinder den Angriffen widerstanden hat, wird er in eine von fünf unterschiedlichen Klassifizierungen eingeteilt. Der Wert „0“ bedeutet, dass keine Anforderung gestellt und demnach auch nicht getestet wurde. Ansonsten wird an dieser Stelle mit einem Buchstaben die die Widerstandsfähigkeit der Zylinder bewertet. Der höchste Wert „D“ zeichnet einen Zylinder aus, der einem Bohrer für fünf Minuten standhält.

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Beispiele für mechanische Schließzylinder nach DIN EN 1303

In der großen Produktpalette von ASSA ABLOY finden Sie eine Auswahl an verschiedenen mechanischen Schließzylindern mit dieser Normierung, zum Beispiel Dreieckprofile oder Radienprofile. Diese langlebigen, robusten und qualitativ hochwertigen Schließzylinder sind in zahlreichen Ausführungen erhältlich und damit vielseitig einsetzbar. Ob in Wohngebäuden, Geschäftsgebäuden, Industrieanlagen oder öffentlichen Einrichtungen – die Schließzylinder von ASSA ABLOY entsprechen den höchsten Sicherheitsstandards und schützen gegen Aufbohren, Abreißen, Picking und andere Angriffstechniken. →  hier erhalten Sie eine Übersicht über die Zertifizierungen unserer Zylinder

→  Einen Überblick über die mechanischen Schließzylinder ASSA ABLOY erhalten Sie im Produktkatalog

Weitere Normen und Prüfkriterien für mechanische Schließzylinder und ihre Bedeutung

Neben der genannten DIN EN 1303 sind noch zwei weitere Normen für mechanische Schließzylinder von Bedeutung.

DIN 18252/2006

Diese Norm gilt für mechanische und mechatronische Schließzylinder, die als Profilzylinder eingesetzt werden. Sie gilt nicht für Rund- und Ovalzylinder. Profilzylinder finden sich in Schlössern für Türen verschiedener Art (zum Beispiel Türautomatikanlagen, Fluchttüren, Garagentoren) und für Fenstergriffe, aber auch in Überwachungseinrichtungen wie Alarmanlagen. Die Norm legt fest, welche Anforderungen, Prüfverfahren und Kennzeichnungen für diese Schließzylinder gelten.

DIN EN 12320/2022

Diese Norm bezieht sich auf sogenannte Hangschlösser. Sie bestehen aus einem Körper mit Schließmechanismus, einem Bügel und einer mechanischen Verriegelung. Die Norm DIN EN 12320 legt fest, welche Anforderungen das Hangschloss in vier wesentlichen Kriterien erfüllt. Diese Produkteigenschaften des Schlosses werden in einem vierstelligen Klassifizierungsschlüssel angegeben. Die vier Stellen stehen dabei für:

  • 1. Stelle: Gebrauchsklasse (eine Klasse)
  • 2. Stelle: Dauerhaftigkeit (zwei Klassen)
  • 3. Stelle: Korrosionsbeständigkeit (sechs Klassen)
  • 4. Stelle: Sicherheit (sechs Klassen)

Fazit

Die DIN EN 1303 ist eine wichtige Norm für mechanische Schließzylinder, die wesentliche Anforderungen an Sicherheit, Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit festlegt. ASSA ABLOY bietet eine Vielzahl von mechanischen Profil-Schließzylindern an, die den hohen Standards dieser Normen entsprechen. Auf diese Sicherheitsstandards können Sie sich verlassen – garantiert.

Haben Sie Fragen zu den Normen und Klassifizierungen von Schließzylindern? Wir helfen Ihnen gerne weiter.